Der Kuna geht und der Euro kommt …

Zum Jahreswechsel hat das EU-Land Kroatien den Euro anstelle der Landeswährung Kuna eingeführt. Zugleich trat das beliebte Urlaubsland an der Adria der grenzkontrollfreien Schengen-Zone bei.

Für Millionen Touristen aus Deutschland bedeutet das eine doppelte Erleichterung: Sie müssen kein Geld mehr tauschen, ersparen sich Wechselkursverluste – und ihr Reiseziel erreichen sie nun ohne die früher oft stundenlangen Wartezeiten an den slowenisch-kroatischen Grenzübergängen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die slowenische Präsidentin Natasa Pirc-Musar und der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenkovic trafen sich Sonntagmittag am kroatisch-slowenischen Grenzübergang Bregana. Bereits zwölf Stunden zuvor hatte die Grenzpolizei dort und an den anderen Übergängen zu Slowenien und Ungarn die Kontrollen eingestellt. „Reisen ohne Hindernisse wird die Gemeinschaften noch mehr zusammenbringen”, schrieb von der Leyen auf Twitter.

Der Wechselkurs ist festgelegt: Ein Euro entspricht 7,5345 Kuna. Bis zum 14. Januar besteht eine Übergangsfrist, in der noch in beiden Währungen bezahlt werden kann. Kuna aus dem letzten Urlaub können bis Ende 2023 bei Banken in Kroatien gebührenfrei umgetauscht werden – bis zu jeweils 100 Münzen und Scheinen pro Transaktion.

Inflationstreiber – oder alles gar nicht so schlimm?

Noch nie war eine Euro-Einführung von derartigen weltwirtschaftlichen Verwerfungen begleitet. Russlands Krieg in der Ukraine, gestiegene Energiekosten und Lieferprobleme im Zuge der Corona-Pandemie erwiesen sich europaweit als Inflationstreiber. Mit 13,5 Prozent lag die Teuerungsrate in Kroatien im November über dem EU-Schnitt von 10,1 Prozent. Die Einmalwirkung durch die Euro-Einführung bezifferte EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis aufgrund früherer Erfahrungen auf 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte. Mittelfristig werde sich das aber durch geringere Währungsumrechnungskosten und niedrigere Zinssätze ausgleichen. Prognosen zufolge soll die Inflation 2023 auf 5,7 Prozent sinken.

Kroatiens Bürger in eher banger Erwartung

Die Kroaten gehen wiederum von ihrer eigenen Lebenserfahrung aus und rechnen damit, dass Handel und Dienstleister bei der Umrechnung aufrunden werden, wo sie nur können. Die Beliebtheit der Euro-Einführung hält sich deshalb in Grenzen. In einer Umfrage vom April befürworteten 55 Prozent der Bürger den Euro, 42 Prozent lehnten ihn ab.

Dabei leben die Kroaten seit Jahrzehnten in einem doppelten Währungssystem. Seit Millionen von ihnen ab den 1970er-Jahren als Gastarbeiter in den Westen – häufig nach Deutschland – zogen und Urlauber in Massen an die Adria strömten, wurden Immobilien, Autos und andere hochpreisige Güter üblicherweise in D-Mark und dann in Euro bezahlt. Auf das eigene Geld – den jugoslawischen, dann den kroatischen Dinar und schließlich die Kuna – blickte man eher mitleidig. Das war das Geld für den täglichen Einkauf, für die bescheidene Rente der im Land Gebliebenen, für das Taschengeld der Kinder.

Quelle Wirtschafts Woche*

1 Kommentar
  1. Jürgen Ganns
    Jürgen Ganns sagte:

    Es war bei uns zu Silvester ein Gesprächsthema in der Gruppe! Ich persönlich bin erstaunt, das sich viele Deutsche sich sehr stark aufregen, das alles viel teurer in Kroatien ist und zugleich aber in wesentlich teuer Länder ausweichen !?
    Kroatien ist kein ramsch Land, wo alles nachgeschmissen wird! Kroatien hat sich zu einem Land der Qualität in der Ernährung entwickelt und erstaunt uns immer wieder, wie hier die Nachhaltigkeit gelebt wird.
    Ach ja so viel noch zum Schluss: Vieles wurde schon Preislich im Vorfeld Gedeckelt und die Umtauschphase sind nur 2 Wochen. Es wird auch vieles diskutiert aber es wird vor allem Nägel mit Köpfen gemacht … ich liebe das.

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